Erfahrungsbericht: Ferngläser der 8x32 Klasse

Holger Merlitz

Einleitung

Im Herbst 2010 hatte ich dank der freundlichen Unterstützung von Martin Birkmaier (ICS) und Simone Hauptmann (Optixxx) die Gelegenheit, eine beachtliche Zahl von Ferngläsern der 8x32 Klasse miteinander zu vergleichen. Die Resultate sind auf dieser Seite zusammengefaßt.

Es ist unnötig zu erwähnen, dass manche Eindrücke sehr subjektiven Charakter haben - ein Faktum, das zu verdrängen völlig unangebracht wäre. Manche Eigenschaften eines Fernglases lassen sich messen, andere nur erfahren, und die Zuverlässigkeit solcher Erfahrungswerte hängt entscheidend von der Zeit ab, die man mit jedem einzelnen Testgerät verbringen kann. In diesem Sinne muss ich zugeben, dass ich mich mit diesem Test schwer getan habe, weil die Anzahl der Geräte einfach zu hoch war. Die Beobachtungszeit, obwohl sehr lang in der Summe, war dennoch knapp bemessen, so dass ich mich nicht jedem einzelnen Modell in einer befriedigenden Weise habe widmen können. Ich will daher nicht ausschließen, dass die ein oder andere meiner subjektiven Bewertungen eventuell ein Produkt voreiliger Schlußfolgerungen war - auch wenn ich nach Kräften versucht habe, jegliche Willkür zu vermeiden.

Es bleibt also, den Leser darauf hinzuweisen, meine Bewertungen nicht als in Stein gemeißelt zu betrachten, und wohlwollend über möglicherweise auftretende Differenzen mit eigenen Erfahrungen hinwegzusehen - das ist nun mal das Wesen eines jeden Erfahrungsberichts. Für mich persönlich bleibt die Konsequenz, einen solchen Test in dieser Form lieber nicht noch einmal in Angriff nehmen zu wollen. In Zukunft würde ich mich auf eine deutlich kleine Anzahl von Testmodellen beschränken, maximal 5 oder 6 an der Zahl, da es nur in diesem Falle möglich scheint, die volle Konzentration auf das überschaubare Testfeld zu lenken, die Seele eines jeden Fernglases zu erfassen, und somit auf angemessen zuverlässige Resultate zu kommen.

Die Ferngläser und ihre Eigenschaften

Von den zur Verfügung stehenden Ferngläsern wurden 11 Geräte, die gewisse Mindestanforderungen an Qualität erfüllten, für den eigentlichen Test vorselektiert. Die nun folgende Tabelle faßt alle Kennwerte und Beobachtungen zusammen. Anschließend werden die einzelnen Einträge dieser Tabelle, wo immer angemessen oder nötig, erläutert. Schließlich werden die 11 Testkandidaten einer Einzelkritik unterworfen.

Hier die Zusammenfassung der Kennwerte und der Beobachtungsergebnisse:


  Kowa Genesis Leica Ultravid HD Meopta Meostar B1 Minox BL BR Minox HG BR Nikon EDG Pentax DCF ED Swarovski EL Swarovski SLCneu Vixen New Foresta DCF Zeiss Victory FL
Reales Sehfeld (auf 1000m) 140m 135m 138m 140m 142m 136m 131m 140m 136m 140m (135m) 140m
Gewicht 600g 530g 580g 580g 650g 650g 650g 610g 600g 560g 560g
AP-Längsabstand 15.0mm 13.3mm 15.4mm 17.5mm 16.5mm 18.5mm 17.0mm 15.0mm 15.0mm 17.5mm (16mm) 15.5mm
Randschärfe medium medium medium medium gut sehr gut gut gut gut medium gut
Streulicht kein sehr gering kein gering kein kein sehr gering kein gering sehr gering kein
Geister (Spikes) gering (medium) sehr gering (sehr gering) gering (medium) gering (stark) gering (medium) sehr gering (medium) gering (medium) gering (keine) gering (keine) gering (stark) keine (sehr gering)
Chromatische Aberration keine medium gering medium medium sehr gering gering medium medium medium sehr gering
Farbton leicht kühl neutral warm neutral leicht kühl leicht warm leicht warm neutral neutral leicht warm leicht kühl
Verzeichnung sehr gering stark medium gering gering sehr gering gering stark stark medium medium
Nahpunkt 1.5m 2m 1.5m-2m 2m 1.5m-2m 1.5m-2m 1m 2m 3m 2m 1.5m-2m
Fokus Übersetzung 6h (+) 8h (+) 8h (+) 8h (-) 5h (-) 7h (+) 5h (-) 10h (+) 10h (+) 7h (-) 7h (+)
Einblickverhalten gut sehr gut sehr gut moderat moderat sehr gut gut sehr gut moderat moderat sehr gut
UV Preis (Anf. 2011) 999 Euro 1750 Euro 789 Euro 399 Euro 929 Euro 1849 Euro 899 Euro 1795 Euro 1050 Euro 265 Euro 1685 Euro



Erläuterungen zur Tabelle:

Sehfeld: Herstellerangaben, am Sternhimmel überprüft (die untere Kante des großen Wagens entspricht 7.9 Grad und diente als Maßstab). Eine wesentliche Abweichung von den Herstellerangeben wurde nur beim Vixen Foresta festgestellt (in Klammern, geschätzte 135m/1000m).

Gewicht: Gemessen, ohne Trageriemen und Deckel

Austrittspupillen-Längsabstand: Herstellerangaben, aber grob nachgemessen. Beim Vixen Foresta etwas kürzer als angegeben (in Klammern, etwa 16mm). Die Durchmesser der Austrittspupillen wurden ebenfalls geprüft und entsprachen den offiziellen Angaben.

Randschärfe: Wurde sowohl am Tage gemessen (Strukturen an der Spitze eines Hochspannungsmastes) als auch in der Nacht (beleuchtete Turmuhr in 2km Entfernung).

Streulicht: Geprüft wurde die Anfälligkeit für diffuses Streulicht in der Abenddämmerung und am Tage (das Nikon konnte nicht unter allen Lichtverhältnissen geprüft werden, weil es später geliefert wurde).

Geister/Spikes: Gemessen an einer hellen, punktförmigen Lichtquelle in der Nacht. Geisterbilder entstehen durch Mehrfachreflektionen an den Glasflächen, die Spikes durch Beugung an einer nicht perfekt geschliffenen Dachkante bzw. durch unvollständige Phasenkorrektur.

Chromatische Aberration (CA): Gemessen am formatfüllenden Hochspannungsmast bei hellem Himmelshintergrund. Es handelt sich ausschließlich um laterale CA, die bei genauer Zentrierung des Auges mit der Austrittspupille in der Bildmitte verschwindet. Blickt man Richtung Rand, dann geht diese Zentrierung verloren und man erkennt Farbsäume. Ferngläser mit geringer CA liefern oft einen hohen Mikrokontrast und zeichnen feine Details besonders hart, was den Eindruck von Schärfe erzeugt.

Farbton: Gemessen mit dem Papiertest (Einblick durch das Objektiv auf ein weißes Blatt Papier). Die beobachteten Differenzen waren gering und oft nur im direkten Vergleich offensichtlich. Ein kühler Farbton kann eine auf das Dämmerungssehen optimierte Transmission bedeuten (Die Stäbchen der Netzhaut haben eine Richtung Blau verschobene Empfindlichkeitskurve). Ein warmer Farbton wirkt weniger blendend bei Sonnenschein und kann unter Umständen den Kontrast bei diesigem Wetter erhöhen.

Verzeichnung: Bei der statischen Beobachtung (fest montiertes Fernglas) ist ein verzeichnungsfreies Bild von Vorteil, während beim Schwenken ein gewisses Mass an kissenförmiger Verzeichnung vorzuziehen ist. Es ist bemerkenswert, dass immerhin 5 von 11 Ferngläsern entweder eine sehr geringe oder geringe Verzeichnung zeigen. Manche Benutzer werden mit diesen Geräten beim Schwenken einen Globuseffekt bemerken. Nur drei Ferngläser zeigen noch eine traditionell starke Verzeichnung (nahe Winkelbedingung) - das wird sich in Zukunft vermutlich ändern.

Nahpunkt: Selbst gemessen, kann je nach Akkommodationsfähigkeit des Beobachters schwanken. Ein Nahpunkt von weniger als 2m macht binokular kaum noch Sinn, weil man zu sehr schielen muß. Das Pentax erreicht eine Nahgrenze von etwa 1m, hier ist nur noch monokular zu beobachten.

Fokus-Übersetzung: Es wurde gemessen, wie weit man den Fokusknopf drehen muß, um von 3m auf unendlich zu fokussieren. Dazu wurde eine Markierung am Fokusknopf angebracht. Die Angaben sind in Stunden, so dass also 1h einem Winkel von 30 Grad entspricht. Es wurde auch der Drehsinn geprüft: '+' bedeutet, dass man im Uhrzeigersinn von Nah nach Fern fokussiert (was traditionell 'richtig herum' wäre).

Einblickverhalten: Gemessen bei der Tagesbeobachtung, ohne Brille. Ein gutes Einblickverhalten verlangt, dass die Sehfeldblende gut definiert und komplett zu überschauen ist. Beim Blick in Richtung Rand darf es zu keinerlei Abschattungen kommen ('kidney beaning'). Diese Eigenschaften sollten tolerant sein, d.h. auch bei nicht perfekter Zentrierung von Auge und Austrittspupille, etwa beim spontanen Ansetzen des Fernglases, erfüllt sein. Hier spielen die sogenannte Pupillenaberration und eine optimale Einstellung der Augenmuscheln sowie der Knickbrücke eine Rolle.

Einzelkritik der 11 Testkandidaten

Kowa 8x33 Genesis

Ein mittelgroßes Fernglas mit einem schnellen, aber dennoch angenehm präzisen Fokussierrad. Es ist das Fernglas mit der geringsten chromatischen Aberration und (gemeinsam mit dem Nikon) mit der geringsten Verzeichnung. Die Diopterverstellung erfolgt am rechten Okular und die Augenmuscheln rasten in 4 Stellungen ein. Das Kowa zeigt in fast allen Belangen eine überdurchschnittliche Leistung, lediglich die Randschärfe könnte besser sein. Das weite Sehfeld liefert ein recht helles Bild mit, aufgrund der geringen CA, sehr hohem Mikrokontrast. Der Trageriemen erscheint etwas überdimensioniert für ein 8x33 Fernglas. Insgesamt ist es das beste aus der 'nicht-Premium' Klasse.

Leica 8x32 Ultravid HD

Das kompakteste und leichteste Fernglas in einem ansprechenden Design, mit sehr hoher Farbsättigung bei Warmtönen. Das Leica hat für Nichtbrillenträger einen sehr guten Einblick, mit Brille dürfte der 13.3mm AP-Längsabstand (der geringste aller Testkandidaten) aber zu knapp bemessen sein. Die Augenmuscheln rasten in drei Stufen ein. Die Fokussierung läuft weniger geschmeidig als bei den anderen hochwertigen Ferngläsern. Dafür kommt sie ohne Schmierfett aus und verändert ihre Eigenschaften bei niedrigen Temperaturen nicht. Die Diopterverstellung erfolgt am Zentraltrieb, dessen Überhub recht knapp bemessen ist. Obwohl insgesamt auf hohem Niveau, ist das Leica das Fernglas mit der insgesamt geringsten optischen Leistung unter den vier Premiumherstellern. Hier wurde sicher in Richtung Kompaktheit optimiert.

Meopta Meostar B1

Ein kompaktes Fernglas mit guter Haptik und dem besten Einblick in der nicht-Premium Klasse. Das Bild hat einen leicht bernsteinfarbenen Ton, ist aber dennoch hell und recht kontrastreich, mit geringer chromatischer Aberration. Die Randschärfe könnte allerdings besser sein. Der duale Fokussierer läuft präzise, die Augenmuscheln rasten in drei Stellungen ein. Der Trageriemen wirkt mit seiner dicken Polsterung etwas überdimensioniert, die Objektiv- und Okulardeckel wirken billig und sitzen nicht sicher. Das Fernglas bietet insgesamt ein sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis.

Minox 8x33 HG BR

Ein mittelgroßes, aber schweres Fernglas mit einem glänzend silbernen, sehr schnellen Fokussierrad, das jedoch nur geringen Überhub bietet. Ein interessantes Detail ist die Entfernungsskala auf der Frontscheibe des Fokussierrades. Es ist das Fernglas mit dem weitesten Sehfeld, dabei zeigt es dennoch eine gute Randschärfe bei geringer Verzeichnung. Die Diopterverstellung befindet sich am rechten Okular und läuft sehr schwergängig. Die Augenmuscheln rasten in 4 Stellungen ein, aber auch weit herausgedreht kann das Bild Abschattungen ('kidney-beaning') zeigen, wenn man Richtung Rand schaut. Das Fernglas liefert insgesamt eine gute optische Leistung, hat aber für seinen Preis noch leichte Mängel in der Haptik und beim Einblick.

Minox 8x33 BL BR

Ein recht großes Fernglas mit einem ansprechenden Design. Es liefert ein farbneutrales und helles Bild mit einem großen Sehfeld und geringer Verzeichnung. Bei voll herausgedrehten Augenmuscheln ist die Sehfeldblende nicht voll zu überblicken, in der nächst tieferen Stellung treten Abschattungen auf. Bei schwierigen Lichtverhältnissen kann ein diffuses Streulicht sichtbar sein, und die Randschärfe ist moderat. Die Diopterverstellung am rechten Okular ist sehr schwer zu bedienen, weil der glatte Ring sehr fest sitzt und die Finger beim Herausziehen leicht abrutschen, insbesondere bei kaltem Wetter. Insgesamt bietet das relativ preisgünstige Gerät dennoch ein gutes Preis/Leistungsverhältnis.

Nikon 8x32 EDG

Ein großes und schweres Fernglas in einem ansprechenden Design. Das Nikon liefert die beste Randschärfe aller Kandidaten und ein sehr kontrastreiches Bild mit minimaler CA. Hervorzuheben sind die Drehaugenmuscheln, die in 5 Stellungen einrasten, wobei die Abstände weiter außen enger liegen als innen. Dadurch läßt sich der Abstand für Nicht-Brillenträger besonders akkurat einstellen, was dem Fernglas ein sehr gutes Einblickverhalten verschafft. Das Nikon hat den weitesten AP-Längsabstand im Feld und dürfte daher auch für Brillenträger angenehm sein. Der duale Fokussierer läuft weich und sehr präzise, der Überhub ist dabei etwas knapp. Auch das Nikon hat eine sehr geringe Verzeichnung, und somit gilt hier dasselbe wie für das Kowa: Vorsicht Globuseffekt! Die Objektivdeckel funktionieren einwandfrei, die Okularabdeckung ist aber nicht besser als Standard. Das Zubehör enthält einen Satz Augenmuscheln mit Seitenlichtschutz zum Aufstecken, bei dessen Verwendung aber das Sehfeld eingeschränkt ist. Insgesamt ist das Nikon das beste Fernglas im Test, einziger nennenswerter Nachteil ist sein hohes Gewicht.

Pentax 8x32 DCF ED

Ein kurzes, wenn auch etwas klobiges und schweres Fernglas mit einem guten Einblick. Das Sehfeld des Pentax ist das kleinste aller Konkurrenten, dafür zeigt das Bild eine gute Randschärfe, eine gute Korrektur der CA und damit einen guten Kontrast. In schwierigen Gegenlichtsituationen kann gelegentlich ein geringes Streulicht auftreten. Die Augenmuscheln rasten in 4 Stellungen ein. Das Fernglas hat den geringsten Nahabstand von 1m, der sich aber nur monokular nutzen läßt. Der Fokussierer ist sehr schnell, was ein präzises Fokussieren gelegentlich erschwert, die Dioptereinstellung erfolgt am rechten Okular und ist bei Kälte recht steif. Die Objektivdeckel lassen sich nur mit Mühe aufdrücken. Insgesamt ist die optische Leistung des Pentax gut, Abstriche gibt es bei der Haptik.

Swarovski 8x32 EL

Ein großes Fernglas mit sehr gutem Einblick und Haptik. Das große Sehfeld zeigt eine hohe Randschärfe, der duale Fokussierer läuft sehr leichtgängig, ist aber langsam übersetzt. Die Drehaugenmuscheln rasten nicht ein, so daß es nur zwei fixierte Stellungen gibt. Das Bild ist hell und neutral im Farbton, zeigt aber etwas CA. Die Verzeichnung des Swarovski ist recht stark. Eine Besonderheit bietet der einteilige Okulardeckel mit einem Drehgelenk, der ebenso wie die Objektivdeckel sicher in Stellung bleibt. In der optischen Leistung liegt das Swarovski EL hinter, in Haptik und Einblick aber vor dem Zeiss Victory FL.

Swarovski 8x30 SLC WB

Ein mittelgroßes Fernglas mit einem hellen, farbneutralen Bild und überdurchschnittlicher Randschärfe. Der Sehfeldrand ist mit voll ausgefahrenen Augenmuscheln nicht ganz zu überblicken, und leider rasten die Augenmuscheln nicht in Zwischenstellungen ein, was den Einblick erschwert. Das Fokussieren des kleinen, am vorderen Ende der Brücke angebrachten Rades erzeugt einen Hebel, verursacht daher eine Unruhe des Bildes und ist mit Handschuhen problematisch. Das SLC neigt bei schwierigen Lichtverhältnissen auch mal zu Streulicht, und der Nahpunkt von 3m ist der weiteste aller am Test beteiligten Ferngläser. Obwohl für die Objektiv- und Okulardeckel dieselben guten Eigenschaften gelten wie beim Swarovski EL, erscheint der Preis des SLC für die gebotene Leistung hoch angesetzt.

Vixen New Foresta DCF

Das große, aber relativ leichte Fernglas ist das billigste unter den Testkandidaten. Das Fernglas liegt gut in der Hand, jedoch wirkt die (geräuschvolle) Fokussierung etwas schwammig. Zwar rasten die Augenmuscheln in mehreren Zwischenstellungen ein, bleiben dort aber nicht sicher stehen und verschieben sich leicht unter Druck. Voll ausgefahren ist der Sehfeldrand nicht voll zu überblicken. Insgesamt ist das Bild für ein Fernglas dieses Preissegments recht hell und auch ordentlich korrigiert. Sowohl Sehfeld als auch AP-Längsabstand sind etwas geringer als vom Hersteller angegeben, aber dennoch ordentlich. Insgesamt ist das Vixen seinen Preis sicher wert.

Zeiss 8x32 Victory FL

Ein kompaktes Fernglas mit sehr gutem Einblick. Das Bild ist weit, hell und kontrastreich. In seiner Korrektur der CA liegt das Zeiss gleichauf mit dem Nikon EDG und knapp hinter dem Kowa, bei der Randschärfe liegt es etwa gleichauf mit dem Swarovski EL, wird aber vom Nikon EDG geschlagen. Unter allen Kandidaten liefert das Zeiss die sauberste Abbildung sehr heller Objekte in der Nacht (Laternentest). Die Augenmuscheln rasten in 4 Stellungen ein, der duale Fokussierer läuft präzise und dennoch leicht, wobei allerdings der Überhub knapp gehalten ist. Der Kunststoffkörper des Zeiss hat Vorteile bei kaltem Wetter, weil er sich wärmer anfühlt als manche herkömmlichen Metallgehäuse. Zu bemerken ist der Trageriemen mit Clip-Verschluß, der sich leicht abnehmen läßt. Insgesamt liegt das Zeiss in seiner optischen Leistung nur knapp hinter dem Nikon EDG und stellt wegen seines geringeren Gewichts eine gute Alternative dar, und zwar auf höherem Niveau als das Leica.

Ein Fazit

An dieser Stelle eine Rangliste der 11 Kandidaten aufstellen zu wollen, wäre wohl allzu verwegen. Zu subjektiv wären einzelne Faktoren, die man auf willkürliche Weise zu einem gesamten 'Score' zu verwursten hätte. Ich möchte daher zuerst ein paar allgemeinere Schlussfolgerungen ziehen, und dann, im letzten Abschnitt, meine ganz persönliche Rangliste vorstellen.

Das beste Fernglas im Feld war meiner Ansicht nach das neue Nikon EDG, das sowohl in seiner rein optischen Leistung als auch mit seiner Haptik glänzte. Wegen seines relativ hohen Gewichts wird es jedoch nicht jeden potentiellen Käufer überzeugen können, und sein hoher Preis sollte ebenfalls nicht verschwiegen werden. Reden wir also stattdessen über Preis/Leistung. Hier hebt sich das Zeiss Victory FL (Straßenpreis im Dezember 2010: 1180 Euro) unter den Spitzenmodellen positiv hervor. Weiterhin würde ich dem Kowa Prominar (900 Euro), dem Meopta Meostar (670 Euro) und dem Minox BL BR (350 Euro) ein besonders positives Preis-Leistungsverhältnis bescheinigen. Andere Ferngläser sind sicher auf eigene Weise ihren Preis wert, abhängig davon, wo die individuellen Vorlieben des potentiellen Käufers liegen. Wer großen Wert auf einen angenehmen Einblick (ohne Brille) setzt, der wird sich das Nikon EDG, das Swarovski EL und das Meopta Meostar besonders genau vornehmen (den Einblick mit Brille habe ich nicht testen können). Wem vor allem optische Höchstleistung am Herzen liegt, dem sei zuerst das Nikon EDG und das Zeiss Victory FL empfohlen, und aus der 'unter 1000 Euro Liga' auch das Kowa Prominar. Wer höchste Mobilität in den Vordergrund stellt, der wird zuerst nach dem Leica Ultravid HD greifen, und sich eventuell auch das Zeiss FL oder Meopta Meostar ansehen. Wer aber wirklich nicht viel mehr als 250 Euro ausgeben will oder kann, der wird zu dem Vixen New Foresta (Straßenpreis 235 Euro) greifen und damit sicher keinen gravierenden Fehler machen. Ich würde an dieser Stelle dennoch dazu raten, ein klein wenig länger zu sparen und dann zum Minox BL BR zu greifen, für das man momentan nur gut angelegte 115 Euro extra bezahlen müsste.

Abschließend sollte der Blick über den Tellerrand nicht fehlen. Die Entwicklung geht weiter, und was im Augenblick top ist, das wird man in wenigen Jahren schon wieder der zweite Reihe zuordnen. Für das Jahr 2012 erwarten wir das neue Swarovision, das vermutlich, ähnlich wie unter den 42mm Modellen, neue Maßstäbe setzen wird. Leica wird auch nicht mehr lange auf sich warten lassen, bevor es seine inzwischen schon etwas betagte Ultravid Serie durch etwas Neues ersetzen wird, und bei Zeiss denkt man bereits über neue Ferngläser mit Durchgriff nach. Es bleibt auch abzuwarten, ob sich der Trend der letzten 30 Jahre fortsetzen und die Dachkantmodelle das Porro-Format endgültig in eine exotische Nische verdrängen werden. Noch gibt es mit dem Nikon EII, dem Nikon SE oder dem Swarovski Habicht recht leistungsfähige Porro-Modelle der gehobenen Mittelklasse, die inzwischen mit einem ausgezeichneten Preis- Leistungsverhältnis glänzen können. Das gilt nach wie vor auch im Bereich der unteren Mittelklasse, während in der absoluten Spitze inzwischen keine Vertreter der Porro Bauweise mehr zu finden sind.

Meine (inoffizielle) Rangliste

Sie berücksichtigt optische Eigenschaften ebenso wie Einblick und Haptik, ist also hochgradig subjektiv. Preis spielt hier keine Rolle, Gewicht ist bei mir zweitrangig. Zum Vergleich: Das Nikon 8x30 EII Porro, das an diesem Test nicht beteiligt war, würde ich etwa mit dem Niveau des Meopta gleichsetzen.

1. Nikon EDG: Sehr gute Optik, sehr guter Einblick

2. Zeiss FL und Swaro EL: Das Zeiss hat die besseren optischen Eigenschaften, das Swaro die bessere Haptik

4. Leica und Kowa: In seinen optischen Werten liegt das Kowa knapp vorn, Haptik und Einblick sind beim Leica besser.

6. Meopta: In seiner Preisklasse der beste Einblick, Optik ist auf mittlerem bis hohem Niveau. Gutes Preis/Leistungsverhältnis

7. Pentax, Swaro SLC und Minox HG: Optik auf mittlerem bis hohem Niveau, Abstriche bei Einblick bzw. Haptik

10. Minox BL BR: Abstriche bei Optik und Haptik, aber gutes Preis/Leistungsverhältnis

11. Vixen: Das schwächste Fernglas im Test, für den Preis aber angemessen.

Danksagung

Dank an Martin Birkmaier (ICS) und Simone Hauptmann (Optixxx) für die Bereitstellung der Testgeräte.

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Last updated: Nov. 2011